Liebe Leserinnen, liebe Leser,

 

als das letzte Jahr 2020 startete, war die Welt noch eine andere: kurz darauf übernahm die Corona- Pandemie als alles beherrschendes Thema die Führung in der Berichterstattung. Und zwar in globaler Dimension. Gesundheit geht alle an.

 

Neulich beim Zahnarzt wurde mir erklärt, dass jetzt eine gesonderte Hygienepauschale in Rechnung gestellt werden würde, weil es wegen Corona einen erheblichen Mehraufwand gebe. Ach so, sagte ich, das sei ja eine interessante Neuigkeit: vor Corona gab es also kein Hygienekonzept? Grippeviren, Herpesvirus, Aids? Hat all das beim Zahnarzt keine so umfassenden Hygienemaßnahmen erfordert? Inwieweit man denn jetzt mehr macht als früher, das das hätte mich schon interessiert. Da hörte die Erklärung allerdings auf. Ich müsse halt verstehen, so der nächste Ansatz, das jetzt wegen der Dokumentation einfach mehr Transparenz herrsche. Wenn ich mir in der Praxis die Grippe geholt hätte, hätte man dies ja wahrscheinlich nicht nachvollziehen können. Wenn ich allerdings nach dem Praxisbesuch Corona-positiv getestet werden würde, dann würde sofort eine Infektion in der Arztpraxis vermutet, was den Praxisinhaber in größte Schwierigkeiten bringen würde. Aha. So ist das also. Die Realität wird vom Ergebnis her definiert. Wenn es mehr Hygiene bringt, na dann bitte.

 

Neben den neuen Abstands-, Ausgeh- und sonstigen Verhaltensregeln, die mit nahezu wöchentlicher Häufigkeit aufschlagen, und über die jeder einzelne denken kann, wie er will, nehme ich etwas Positives mit: die Krise ist ein Innovationsmotor mit 1000 PS. Dies betrifft nicht nur generell den Einsatz von mehr Technik in der Arbeitswelt oder die Änderung von Konsumverhalten, nein, auch der Staat rüstet im Bereich des Gesundheitswesens auf. Als hätte es die Pflicht des Staates zur Einrichtung und Aufrechterhaltung eines funktionierenden Gesundheitssystems, um die Volksgesundheit zu fördern und zu schützen, vorher so nicht gegeben. Nun werden Online- Register für Intensivbetten eingeführt, Hygienemaßnahmen werden erweitert, der Bund stellt den Kommunen über vier Milliarden Euro für die Verbesserung einer digitalen Infrastruktur zur Verfügung, die Pflegeengpässe sollen jetzt endlich angegangen werden. Alles wichtige Themen. Endlich Aktion. Die Zulassungen der Impfstoffe im Rekordtempo sollten nachdenklich stimmen: wieviel Qualität in der Prüfung wurde geopfert, um schnell handlungsfähig zu sein? Oder hätte mehr Zeit gar kein relevantes „Mehr“ an Qualität gebracht?

 

(Über-)Regulierungen sollten auf den Prüfstand. Auch in der Medizinprodukteindustrie. Da muss die Einführung von neuen Regelungen der MDR mehrfach verschoben werden, weil die Vorbereitungszeit nicht ausreicht. Liegt das an der langsamen Vorbereitung oder an (über-) komplexen Regelungen? Wir sehen jetzt: in der Krise kann alles ganz schnell gehen. Und das muss nicht zwangsläufig schlechter sein.

 

Mit neuen Wegen beschäftigen sich auch die Autoren der Beiträge in dieser Ausgabe des MPJ. Die Anwendung von Medizinprodukten außerhalb ihrer Zweckbestimmung wird von Daniel Behr betrachtet. Der Autor Abtin Rad beschäftigt sich mit der Anwendung von neuen Technologien und ihren Chancen und Risiken. Der Frage von IT-Sicherheitsrisiken bei Medizinprodukten und neuen Projekten dazu nimmt sich Dina Truxius an.

 

Lassen Sie sich inspirieren und bleiben Sie gesund!

Ihre

Annika S. Bien