Liebe Leserinnen, liebe Leser,

zugegeben, ich leide aktuell unter der digitalen Informationsflut. Allein wichtige Informationen von unwichtigen zu trennen, fällt mir schwer. Hinzu kommen fast täglich Gesetzgebungsnovellen und Gesetzesänderungen, Corrigenda und europäische sowie nationale Gerichtsentscheidungen, die das berufliche Umfeld bestimmen und erheblichen Einfluss auf dieses haben. Geht das nur mir so? Inzwischen lese ich auf zwei großen Bildschirmen parallel, was mir wichtig erscheint, überwache zugleich meine E-Mails und werde von Push-Meldungen aus meinem Smartphone abgelenkt. Ganz abgesehen davon klingelt das Telefon. So passiert es, dass ich mit dem Lesen des Referentenentwurfs zum Medizinprodukte- Anpassungsgesetz-EU beginne, während auf meinem zweiten Bildschirm die neue Kommunikation der EU-Kommission zum Brexit erscheint und ebenfalls nach meiner Aufmerksamkeit ruft. Zeitgleich meldet die Push-Nachricht auf meinem Smartphone, dass der Brexit nochmals verschoben werden könnte. Vielleicht aber auch nicht, sagt die zweite Push- Nachricht. Nach zwei Stunden stelle ich fest, dass mein Kaffee unberührt und kalt auf meinem Schreibtisch steht. Geht das wirklich nur mir so? Inzwischen habe ich die Push-Nachrichten ausgeschaltet und das Smartphone weit weggelegt. Die Nachrichten-Apps habe ich gelöscht. Das nennt man dann Digital-Detox.

 

Vielleicht geht es auch Ihnen so? Dann machen Sie mit beim Digital-Detox und nehmen sich die Zeit für die analogen Informationen in unserem Medizinprodukte Journal. Elke Wurster und Christian Pisani erläutern die aktuellen Compliance-Anforderungen für ein wirksames Risikomanagement in der Medizinproduktebranche und haben recht, wenn sie darauf hinweisen, dass Compliance mehr als ein Modewort ist und Verstöße ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen können. Die gemeinsame datenschutzrechtliche Verantwortlichkeit nach der DSGVO beleuchten Thanos Rammos und Nora Yasmin Reda. In diesem Zusammenhang haben die Autoren einige neue EuGH-Urteile zusammengetragen, die sich auf Medizinprodukte oder Gesundheitsleistungen (z.B. Apps) beziehen.

Im zweiten Teil seines Aufsatzes zur Einhaltung von GMP-Vorgaben für Medizinprodukte unter Berücksichtigung von Kombinationsprodukten befasst sich Heinrich Prinz mit den einzelnen Qualitätsmanagement- Elementen und führt viele wichtige Praxisbeispiele auf.

 

Cordula Rapp erläutert in einem Beitrag, warum sich die Diskussion um die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung zwischen Technik, Datenschutz, Ethik und sozialer Verantwortung gegenüber den Menschen bewegt.

 

Schließlich setzen sich Vanessa Christin Vollmar, Oliver Klöck, Andrea Sautter und Daniel Tietjen mit der Zukunft der Krankenhausversorgung auseinander. Sie fordern, dass die Schließung von Kliniken nur das letzte Mittel sein kann. Denn die MDR ist auch für die Krankenhäuser eine große Herausforderung, was die Autoren am Beispiel der wiederverwendbaren chirurgischen Instrumente verdeutlichen. Ich bin sicher, dass es nicht nur mir so geht. Digital- Detox ist kein schlechter Ansatz. Dann fühlen sich die Informationen auch nicht mehr wie ein Tsunami an. Zwischendurch ein paar analoge Informationen können ebenfalls helfen. Und schließlich die entspannte Tasse Kaffee und währenddessen ein Blick aus dem Fenster statt auf den Bildschirm. Die Welt dreht sich danach immer noch. Versprochen.

 

Viel Spaß beim Lesen!

 

wünscht Ihnen

 

Prof. Dr. Heike Wachenhausen